Stromberg

Stromberg ist Erholungsort, eingebettet in die Parklandschaft des Münsterlandes, mit annerkantem Schonklima. Ideal für eine kleine Verschnaufpause am Wochenende, zum Ausruhn nach hektischem Arbeitsalltag. Die Natur wartet vor der Haustür, am einfachsten läßt sie sich entdecken, folgt man gepflegten Rundwanderwegen durch das Gaßbachtal, in die Naturschutzgebiete „Wennhage“, den „Bergeler Wald“ und den „Limberger Forst“. Das Land zeigt sich friedlich, vorbei geht’s an knorrigen Eichengruppen, zerzausten Kopfweiden, durch hohe Buchenwälder und entlang verträumter Wallhecken. Im Frühling sind es Tausende von Pflaumen- und Kirschenbäumen, die mit ihren zarten Blüten die Hänge des Höhenrückens schmücken, und im Herbst sind es die goldgelben Blätter der Buchen, die ein farbenprächtiges Feuerwerk abbrennen. Auf den Kalkböden gedeihen in versteckten Winkeln noch seltene Orchideenarten, und ausgerechnet am schattigen Nordhang lehrt ein echter Weinberg die Spaziergänger das Staunen.

Doch besser sollte man sich nach ausgedehnter Wanderung an den „westfälischen Landwein“ halten. So wird der Korn hierzulande genannt, der in dieser Ecke des Münsterlandes noch nach altem Rezept mit Sorgfalt gebrannt wird.
Stromberg hat Geschichte gemacht. Denn hier, von der mächtigen Höhenburg aus, regierten einst Ritter mit rauher Hand die Ebene. Als Landesburg der Bischöfe von Münster tritt das wehrhafte Geschlecht der Burggrafen erstmals 1177 in die Geschichte. Othalrich und seine Gemahlin Gisela erscheinen namentlich in einer Lehnsurkunde des Bischofs Hermann von Münster. Und mit diesem Paar beginnt der lückenlose Stammbaum der Burggrafen auf dem Stromberg. Die Höhenburg wurde bis auf wenige Reste Ende des18. Jahrhunderts geschleift: Nur noch der mächtige Paulusturm, das Mallinckrodthaus, ältestes Burgmannshaus Westfalens, und die gotische Kreuzkirche künden als historische Zeugen von fiedlichen und friedlosen Tagen. Das Charakteristische an der hochgotischen Kreuzkirche ist das fehlen eines Turms. Im Inneren der dreischiffigen Hallenkirche findet der Besucher eine meisterliche „Madonna mit Christuskind und Lilie“, Sandsteinearbeit (14. Jahrh.), die der Kölner Schule zugeschrieben wird. Das feingegliederte Gotteshaus war als Hort des Heiligen Kreuzes von Beginn an Mittelpunkt der seit rund 800 Jahren nachweisbaren Stromberger Wallfahrt, einer der bedeutendsten in Westfalen. Das Heilige Kreuz, romanischen Ursprungs und von beinahe byzantinischer Strenge, zählt zu den ältesten Christusdarstellungen in Westfalen. Der Korpus ist durch einen Silbermantel verkleidet. Dreimal – in den Jahren 1600,1845 und 1877 – wurde es gestohlen, beschädigt oder zerstört, konnte jedoch jedesmal wieder aufgefunden und erneut zusammengesetzt werden. Seit Jahrhunderten ist es Ziel frommer Pilger aus ganz Westfalen.

Nach den Wallfahrern sind es – später im Sommer – theaterbegeisterte Besucher, die durch den mächtigen Bogen des Paulusturmes zu den Freilichtaufführungen der Burgbühne kommen. An Wochenenden hält auf den Stufen vor der historischen Kulisse der Kreuzkirche eine engagierte Laienspielschar junge und junggebliebene Zuschauer mit Märchenhaftem und Klassischem in Atem. Man muß einmal an lauen Sommerabenden unter den duftenden Linden auf dem Burgplatz gesessen haben, um den Zauber dieser Stunden zu spüren. Petrus spielt immer mit: Mal heiter, mal dramatisch, mal mit blitzblankem Himmelsgewölbe, mal macht er nur grandioses Wolkentheater, hin und wieder läßt er’s blitzen und in Strömen gießen. Zugegeben, nicht immer passen seine Regieanweisungen zum Stück. Den Strombergern liegt das Theatermachen im Blut. Mit „Jedermann“, dem eindrucksvollen Spiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes, hatte alles schon 1925 angefangen. Heute darf sich die Burgbühne auf ein treues Stammpublikum verlassen, und mit einem neuen Spielerheim hat sie in der Zwischenzeit auch ein festes Dach über dem Kopf.

Stromberg hat immer Saison, es empfiehlt sich den Gästen, auch hier gibt’s ein treues Stammpublikum, zu jeder Jahreszeit.

Und da man schon im Münsterland zu Gast ist, sollte man sich auch auf den „Drahtesel“ schwingen. Über „Pättkes“ erschließt man sich die verborgenen Winkel dieser Landschaft, geht mit eigener Muskelkraft auf Entdeckungstour durch Wald und Feld, labt sich beim Picknick auf üppigen Wiesen oder unter schattigen Blätterdächern. Wer nicht so gern auf dem Sattel sitzt, kann gleich umsteigen auf den Planwagen und sich gemütlich von „Zwei-PS-Hafermotor“ durch die Gegend kutschieren lassen. Freunden des „weißen Sports“ stehen gepflegte Tennisplätze zur Verfügung, und wem nach schnellem Spiel die „Sohlen dampfen“, kann seinen Füßen im nahen Wassertretbecken nach Kneippscher Art kühle Linderung verschaffen. Gleich nebenan lockt ein großzügig angelegtes Schwimmbad zum kühnen Sprung ins feuchte Element. Damit Sie keine Gänsehaut bekommen, sei’s schon jetzt verraten: das Wasser ist immer gut temperiert. Zu genießen ist der Freiluftbadespaß von Anfang Mai bis Ende Oktober.

Frische Luft macht hungrig. Und da bekanntlich im Münsterland selbst Lukkullus Platt spricht – „lärten und Drinken hölt Lief und Siäle bineene!“ -, gibt’s Deftiges aus Pfanne, Topf und Rauch. Der westfälische Himmel hängt noch voller Schinken. Im Rauch über dem Herdfeuer der Bauernhäuser erhalten Schinken und Würste ihre unvergleichliche Würze. Probieren sollte man den Münsterländer Eintopf mit Mettendchen, Dicke Bohnen mit Speck oder Grünkohl mit Birnen. Das Bauernfrühstück läßt sich am besten abends verdrücken, dann kann man es gleich mit einem „Körnchen“ hinunterspülen. Ein Kapitel westfälische Küche für Fortgeschrittene gefällig? Bitte schön, es ist angerichtet: Möppkenbrot mit Apfelscheiben und Grieben. Man sieht, die Nachfahren der Ritter lieben es herzhaft. Na, dann guten Appetit und bis bald in fröhlicher Runde bei dem Burggrafen von Stromberg!